EWK & KMT 2025

Extremwetter und Gesundheit

25.09.2025

Bild: ExtremWetterKongress

Hitzewellen sind die tödlichsten Extremwetterereignisse in der EU.

Gestartet ist Tag 2 des ExtremWetterKongresses mit einem zentralen Thema: Extremwetter und Gesundheit. Die erste Session zeigte eindrücklich, wie stark Hitzewellen die öffentliche Gesundheit und unsere Gesundheitssysteme belasten und wie wichtig bessere Kommunikation, Vorsorge und Zusammenarbeit sind.

Dr. Miriam Jenny forscht am Projekt HEATCOM. Darin wird untersucht, wie sich Bürger:innen in Hitzesituationen verhalten. Viele Bürger:innen wissen gar nicht, dass sie gefährdet sind. Deshalb braucht es klare, konkrete Handlungsanweisungen statt vager Hinweise wie „geeignete Maßnahmen ergreifen“. Ihre Empfehlung: Die Hitzeschutzkommunikation sollte sich auf den Moment konzentrieren: Die Menschen sollten während des Festivals, beim Anstehen oder während der Arbeit draußen vor der Hitze gewarnt und geschützt werden.

Theresa Zimmermann aus der Katastrophenforschung thematisierte die drohende Überlastung des deutschen Gesundheitssystems:

„Hitze ist definitiv eine Belastung für das Gesundheitssystem. […] Hitzewellen sind die tödlichsten Extremwetterereignisse in der EU in den vergangenen Jahren gewesen. Mehr als 85 % aller durch Extremwetterereignisse verursachten Todesfälle lassen sich auf Hitzewellen zurückführen.“, Theresa Zimmermann

Ihr Fazit: Hitzeschutz muss ressortübergreifend gedacht werden – Gesundheit, Umwelt, Stadtplanung und Zivilschutz gemeinsam. Ein innovativer Vorschlag: „wirkungsbasierte Prognosen“, zum Beispiel, dass Notaufnahmen frühzeitig darüber informiert werden, dass 30% mehr Patient:innen eingeliefert werden, damit sie sich gezielt vorbereiten können.

Risikomanagement in Zeiten der globalen Erwärmung

Psychotherapie, Prävention, die Rolle von Krankenkassen und praktische Aspekte der Krisenvorsorge in Kliniken: Expert:innen diskutierten diese Themen bei der nachfolgenden Session „Extremwetter und Gesundheit”.

Die Psychologin Lea Dohm mahnte an, ein neues Bewusstsein für klimabezogene Ängste in der Psychotherapie zu schaffen. Oft kommen Menschen nicht mit dem Thema “Klima” in die Therapie, dennoch gibt es Zusammenhänge dazu. Zudem gibt es auch viele psychische Belastungen, die direkt mit Extremwetterereignissen verknüpft sind. Sie schlug außerdem vor, dass schlechte Nachrichten stets mit einem Angebot konkreter Handlungsmöglichkeiten verbunden werden sollten, damit Menschen nicht das Thema von sich wegschieben.

“Die Psychologie hat da ein besonderes Potenzial: Weil wir einerseits praktisch emissions-frei arbeiten und zum anderen, weil wir uns bestens mit Ver-drängung, Verleugnung, Vermeidung und mit Prävention von psychischen Erkrankungen auskennen.”, Dipl.-Psychologin Lea Dohm

Oliver Ewald aus dem Bundesministerium für Gesundheit erklärte: “Gesundheit kann tatsächlich ein Türöffner in der [Klima-]Debatte sein, da es sehr verbindend und aktivierend ist.”

Dirk Janssen, Vorstand der BKK Landesverband NORDWEST, hob die Rolle der Krankenkassen bei stärkerer Prävention hervor. Er betonte zudem, dass die Zusammenarbeit der Berufsgruppen im Gesundheitswesen untereinander ausgebaut werden muss, um Prävention zu stärken und Patient:innen frühzeitig für verdrängte Risiken zu sensibilisieren.

Ingo Hüttner stellte vor, wie das neu gebaute, hochdigitalisierte ALB FILS KLINIKUM in Göppingen sich auf Massenzuflüsse von Patient:innen durch Hochwasser oder Hitzewellen vorbereitet hat – mit Katastrophenschutzplänen, Betonkern-Aktivierung zur Kühlung und schneller Umstellungsfähigkeit im Klinikbetrieb. Besonders wichtig war die groß angelegte Katastrophenschutzübung, die Trainings- und Lerneffekte für Klinikpersonal und Rettungsdienste ermöglichte.

Vielen Dank für Ihre wertvollen Beiträge zur Diskussion!